Angeknüpft: Wie wird man Kochverrückt?!
Vor einigen Tagen postet Eline in Ihrem Blog Küchentanz: Wie wird man Kochverrückt?
Es wird über diverse Worte und Wortkombinationen fleißig diskutiert wie Hobbykoch, Ambitionierter Hobbykoch, Kochamateure, kochen wollender Amateur, kochen könnender Amateur, Semiprofessionelle Köche, Kochverrückte und mein neues Lieblingswort „Nahrungszubereiter“. Dieser kurze Artikel von Ihr, und auch die Kommentare haben mich doch schon etwas ins grübeln gebracht!
Um gleich in die Breche zu springen für die Kochenden Blogger die ich in der letzten Zeit so belauscht habe, muss ich ehrlicherweise als gelernter Koch sagen: Ich ziehe meinen Hut vor Euch. Ich selbst habe in vielen Häusern gearbeitet. In großen & kleinen Restaurants, in großen und kleineren Hotels, da angefangen vom Sternlosen Haus bis hin zu 4**** Häusern. Ich glaube auch behaupten zu können, das ich auf meinem Weg, bis hin zum Küchenchef auch schon so einiges gesehen habe. Ich habe mit Gastköchen wie Bobby Breuer, der zum Berliner Meisterkoch 2007 gewählt wurde (1 Stern Michelin, 17 Punkte Gault Millau, Koch des Jahres 2007 in Berlin) gekocht und natürlich auch mit jede Menge Köchen die Ihren Beruf auch voll ausleben. Aber ich habe auch mindestens mit genau so vielen Köchen und wenn nicht noch mehr gearbeitet, die ich als Kochdilettanten bezeichnen würde. Den größten Teil der Kochenden Blogger würde ich nicht mal im Ansatz als „Dilettanten Hobbykoch“ bezeichnen. Ich würde den meisten Hobbyköchen sogar bescheinigen, Sie seien Leidenschaftliche Köche ohne den Zusatz von Hobby.
Was ich bewundere ist die Hingabe wie aus meiner Sicht mit Produkten umgegangen wird. Die Liebe zum Detail und wie diese im Anschluss mit Poesie beschrieben wird. Manchmal muss ich gestehen, dass ich so einige von Euch ganz gerne eintauschen würde gegen die, die ich als die „wollenden Nahrungszubereiter“ bezeichne.
Nein, jetzt mal ganz ehrlich! Wenn ein gelernter Koch ein Kartoffelpüree herstellen soll aus knapp 80 kg Kartoffeln und zuerst daraus eine Kartoffelsuppe, im wahrsten Sinne des Wortes herstellt, weil er zuerst die Kartoffeln nach dem Garen im Wasser stehen lässt und diese darin stampft, diesen bezeichne ich als kochenden wollender Amateur! Köche die Tag ein und Tag aus mit demselben Produkten arbeiten und nicht einmal wissen was Sie in der Hand haben, diese bezeichne ich auch als Nahrungszubereiter. Köche die Veranstaltungen (Menüs) zubereiten und dieses schon einige Tage vorher wissen bzw. kennen, sich nicht auf „Neue Dinge“ aus deren Sicht gesehen einstellen, damit meine ich auch nur z.B. einfache Klassiker wie Garniturnamen „Baden – Baden“ oder „Esterházy“ und auch nicht einmal beschäftig haben. Sie sollten doch wenigstens wissen worum es sich handelt bei diesen Namen. Diese Kollegen sind aus meiner Sicht keine Köche.
Mein Fazit lautet also: So mancher gelernter Koch kann sich noch ein paar Scheiben bei den sogenannten Hobbyköchen abschneiden. Man muss nicht alles können und man muss nicht alles kennen, aber der Wille sollte doch wenigstens da sein! Und Ja, ich bin und zähle mich auch zu den Kochverrückten.
Schöner Artikel, so sehe ich das auch. Vielen gelerneten Köchen sieht man fförmlich an das sie eigentlich nicht viel Bock auf ihren Beruf haben und man merkt es dem Essen sofort an. Ich denke viele Amateurköche wünschen sich sie hätten Koch gelernt. (Ich eingeschlossen)
Mir gefallen übrigens deine Anmerkungen zu Gerichten anderer aus Chefkoch-Sicht. Super! 🙂
Gruß Dirk
das gilt wohl für alle Berufe: wenige wirklich Berufene, viele Broterwerber.
Schönes Thema… Ich mochte das bei Eline auch schon gerne. Schön mal das Thema aus deiner Chefkoch-Sicht zu hören. Gefällt mir auch sonst sehr gut bei Dir hier…
Schön, mich hier zitiert zu finden!
Mir fällt vor allem auf, dass so viele Köche gefrustet sind – und so kann man seinen Beruf halt nicht gut ausüben. Das sehe ich vor allem in Österreich und Deutschland. In anderen Ländern ist die Ausbildung schon lockerer – bei uns darf jeder pädagogosch völlig Untalentierte ausbilden, Hauptsache er hat irgendeinen Berechtigungschein. Und die Lehrlinge werden hauptsächlich als Hilfskräfte eingesetzt und lernen die grundlegenen Kochtechniken nicht mehr. Dafür lernen sie Stress und Frust kennen, weil es ja nicht wirklich befriedigend ist, Convenient Food zu regenerieren.
Ich kenne aber auch erfreulich viele Köche, die ihren Beruf lieben und und so entspannt es in diesem Job geht, ausüben.
@ gourmet: freut mich zu hören, wenn Dir meine Kommentare gefallen.
@ lamiacucina: wenn es aus der Not heraus ist das man nicht in seinem gewünschten Beruf arbeiten kann, so könnte ich das fast verstehen, wobei ich sagen muß, dass wenn man einen Job anfängt, macht man diesen richtig oder gar nicht!
@ Isi: toll, wenn es Dir hier gefällt. Ich werde Dich auch in zukunft belauschen!
@ Eline: Das mag schon richtig sein mit den Convenience, nur muß ich Dir sagen, so Blöd wie sich das anhört, auch mit Halbfertig Produkten muß man umgehen können. Zu dem kommt dazu, das die eigentliche Ausbildung erst nach der Ausbildung beginnt. Natürlich nur für Köche die auch Ihre Lehrbetriebe verlassen und sich auf Wanderschaft begeben. Und wie Du schon sagst, Thema Grundtechnicken; Es wird unserem Nachwuchs nur Müll beigebracht! Angefangen bei Grundsaucen wie Jus, Veloute und endet bei der Sauce Hollandaise die nur noch aus der Tüte kommen. Ich habe letztens Statistiken gesehen, wo dir Durchfall-Quote weit über 60% liegt, das sagt doch alles.